Ein Anwaltsgericht als richterliche Institution wird bei beruflichen Verfehlungen von Rechtsanwälten tätig wird. Gesetzliche Vorschriften zum Anwaltsgericht sind in den §§ 92 bis 99 der Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO) verankert. Das Verfahren selbst ist rechtlich geregelt in den §§ 113 bis 161 a BRAO. Anwaltsgerichte sind grundsätzlich nur mit Rechtsanwälten besetzt. Im weiteren Sinne handelt es sich bei den Anwaltsgerichten um Strafgerichte. Daher sind die Staatsanwaltschaften der zuständigen Oberlandesgerichte für die Aufgabenerfüllung der Gerichte zuständig.

Errichtet werden die Anwaltsgerichte bei den jeweiligen Rechtsanwaltskammern. Der Sitz des Anwaltsgerichtes stimmt dabei örtlich mit dem Sitz der Anwaltskammern überein, wobei sich auch die Zuständigkeiten hier örtlich decken. Bei Bedarf kann die Landesjustizverwaltung pro Anwaltsgericht mehrere Kammern bilden, wobei sie hier auch die entsprechende Anzahl vorgibt. Der Landesjustizverwaltung obliegt ebenfalls die Aufsicht über das Anwaltsgericht.

Als Mitglieder eines Anwaltsgerichtes dürfen nur Rechtsanwälte berufen werden. Die Berufung zum Mitglied es Anwaltsgerichts erfolgt für fünf Jahre, wobei eine Wiederberufung nach Ablauf dieser Berufungsperiode grundsätzlich möglich ist. Weitere Voraussetzung ist die Zugehörigkeit zu der Rechtsanwaltskammer, welcher wiederum das Amtsgericht zugeordnet ist.

Ein Anwalt, welcher Mitglied eines Anwaltsgerichts ist, darf nicht zeitgleich:

• dem Vorstand der Rechtsanwaltskammer angehören


• der Satzungsversammlung angehören


• hauptberuflich bzw. nebenberuflich tätig sein bei:


• der Rechtsanwaltskammer
• der Bundesrechtsanwaltskammer
• der Satzungsversammlung


• einem anderen Anwaltsgericht angehören.

Die Maßnahmen des Anwaltsgerichts können je nach Sachverhalt sehr umfassend sein und ersetzen keinesfalls die Maßnahmen ordentlicher Gerichte. Vielmehr ist es möglich, dass ein Anwalt vor einem ordentlichen Gericht in straf- bzw. zivilrechtlicher Hinsicht verurteilt wird und gleichzeitig berufsrechtlich vor einem Anwaltsgericht.

Ein Anwaltsgericht weist folgenden Aufbau auf:

1. Anwaltsgerichte


• sind für den Bezirk der entsprechenden Rechtsanwaltskammer zuständig


2. Anwaltsgerichtshof


• gemäß §§ 106 bis 112 BRAO fällt die Zuständigkeit auf den jeweiligen Bezirk des Oberlandesgerichts
• zur Zeit wurde in jedem Bundesland nur ein Anwaltsgerichtshof errichtet


3. Senat des Bundesgerichtshofes in Anwaltsachen


• Rechtsgrundlage bilden die §§ 106 bis 112 BRAO

Ein Anwaltsgericht ist gemäß § 114 BRAO berechtigt, folgende Urteile zu fällen:

• Warnung


• Verweis


• Geldbuße (bis 25.000 Euro)


• Tätigkeitsverbot als Vertreter oder auch Beistand im Rahmen bestimmter Rechtsgebiete für einen Zeitraum von einem bis zu fünf Jahren Ausschließung aus der Rechtsanwaltschaft.

Grundsätzlich kann ein Mitglied eines Anwaltsgerichts seines Amtes enthoben werden. Zu der Amtsenthebung ist jedoch nur die Landesjustizverwaltung berechtigt. Gründe für eine Amtsenthebung können sein:

• Es wird im Nachhinein bekannt, dass der Rechtsanwalt gar nicht hätte in den Mitgliedsstand ernannt werden dürfen.


• Es tritt im Nachhinein ein Umstand ein, der eine Ernennung nicht möglich macht.


• Es erfolgt eine grobe Amtspflichtverletzung.

Ein Anwaltsgericht regelt die disziplinarrechtliche Gerichtsbarkeit in berufsrechtlichen Angelegenheiten der Mitglieder der Rechtsanwaltskammer. Hierzu zählen einerseits die nachträglichen Prüfungen von Entscheidungen des Vorstands der Rechtsanwaltskammer und andererseits die Verfolgung und Bestrafung von Verletzungen der Anwaltspflicht innerhalb und außerhalb der Berufsausübung.

Geahndet werden durch das Anwaltsgericht nur Fälle, welche sich aufgrund des Fehlverhaltens auf die Tätigkeit als Rechtsanwalt oder auf das Ansehen der Anwaltschaft auswirken. Des weiteren muss die Pflichtverletzung derart erfolgen, dass auch eine massive Beeinträchtigung der Achtung und des Vertrauens des Anwaltsberufes gegeben ist. Rechtsgrundlagen für das Verfahren eines Anwaltsgerichts bilden die §§ 116 ff. BRAO, sowie ergänzende Vorschriften des GVG (Gerichtsverfassungsgesetz) und der StPO (Strafprozessordnung).