Gemäß § 355 BGB gibt das Widerrufsrecht jedem Verbraucher das Recht, von einem schon geschlossenen, aber noch nicht vollends wirksamen Vertrag unter bestimmten Voraussetzungen zu lösen, wobei hier gesetzlich vorgeschriebene Fristen eingehalten werden müssen. Zwar gilt hier der Grundsatz „pacta sunt servanda“, was soviel bedeutet, wie „Ein Vertrag ist einzuhalten.“, aber das Widerrufsrecht ist eine Ausnahme dieses Grundsatzes. Das gesetzliche Widerrufsrecht ist zwingend auf alle Verträge anzuwenden, welchen per Gesetz ein ausdrückliches Widerrufsrecht vorgeschrieben ist.

Laut § 355 BGB bedarf es für einen Widerruf keiner Begründung. Die Erklärung des Widerrufs kann in Textform erfolgen, bei Warenlieferungen ist eine Rücksendung einem Widerruf gleichzusetzen. Um einen Widerruf wirksam zu äußern, muss der Verbraucher lediglich deutlich zum Ausdruck bringen, dass eine Bindung an die Willenserklärung seinerseits nicht mehr gewünscht ist. Eine Widerrufserklärung ist nicht an bestimmte Formulierungen gebunden. Die Verwendung von Vordrucken bzw. Formularen, welche vom Unternehmer vorgegeben werden, sind nicht erforderlich und können auch nicht rechtswirksam vereinbart werden.

Gemäß § 13 BGB ist ein Verbraucher eine natürliche Person, welche ein Rechtsgeschäft abschließt, zum Beispiel einen Kaufvertrag. Die Zurechnung eines Rechtsgeschäfts zu einer gewerblichen oder selbständigen Tätigkeit ist unzulässig. Laut § 14 Abs. 1 BGB sind juristische Personen und Unternehmer als Verbraucher ausgeschlossen.

Das Bürgerliche Gesetzbuch sieht für Verbraucher bei bestimmten Vertragsarten ein Widerrufsrecht vor, um den Verbraucher als solchen zu schützen.

Folgende Vertragsarten beinhalten ein gesetzlich vorgeschriebenes Widerrufsrecht:

• gemäß § 312 BGB das Haustürgeschäft
• gemäß § 312 b sowie § 312 d BGB der Fernabsatzvertrag
• gemäß § 481 und § 485 BGB der Teizeit-Wohnrechtevertrag
• gemäß § 491 und § 495 BGB der Verbraucherdarlehensvertrag
• gemäß § 505 BGB der Ratenlieferungsvertrag
• gemäß § 4 Fernunterrichtsschutzgesetz der Fernunterrichtsvertrag
• Verträge nach Versicherungsrecht

Entsprechende EU-Richtlinien erfordern das Bestehen von Widerrufsrechten im BGB, woraufhin zahlreiche Anordnungen in das BGB aufgenommen wurden.

Das Widerrufsrecht findet gemäß § 312 b Abs. 3 Nr. 1 bis / BGB keine Anwendung auf Dienstleistungen aus folgenden Bereichen:

• Unterbringung
• Beförderung
• Beköstigung
• Freizeitgestaltung

Diese Dienstleistungen sollen in einem ganz bestimmten Zeitraum erbracht werden.

Gemäß §§ 312 d I 1, 355 I 2 BGB beträgt die Widerrufsfrist zwei Wochen. Sie beginnt, nachdem eine Widerrufsbelehrung erfolgt ist und die nachvertraglichen Informationspflichten erfüllt wurden. Beim Erwerb von Waren ist für den Beginn der Widerrufsfrist der Eingang der Waren beim Empfänger Voraussetzung. Damit soll dem Verbraucher eine Kontrolle der Waren ermöglicht werden, bevor einen Widerruf erteilt. Hierbei gilt:

• Die Widerrufsfrist beginnt nicht, sollte die Lieferung unvollständig sein.Erfolgt eine Lieferung von verschiedenen, nicht zusammenhängenden Einzelposten, beginnen mit dem jeweiligen Empfang der waren unterschiedliche Fristen zu laufen.
• Die Widerrufsfrist beginnt mit der ersten Teillieferung bei sich wiederholenden Lieferungen.

Dienstleistungen können erst nach dem Vertragsschluss widerrufen werden.

In der Regel endet die Widerrufsfrist zwei Wochen, nachdem sie begann. Sollte eine Widerrufsbelehrung erst nach Vertragsschluss erfolgen, dann endet die Widerrufsfrist erst einen Monat nach Beginn. Erfolgten fehlerhafte Informationen zur Widerrufsfrist bzw. wurden gar keine Informationen dazu erteilt, endet die Widerrufsfrist sechs Monate nach Vertragsschluss bzw. nach Lieferung der Waren. Wurde eine Widerrufsbelehrung gar nicht durchgeführt, endet die Frist nie. Hingegen endet die Frist zeitgleich mit einvernehmlichem Beginn der Dienstleistung durch den Unternehmer bzw. mit der Entsiegelung eines Datenträgers durch den Verbraucher.