Abstandflächen sein die einzuhaltenden Freiflächen vor Gebäuden und Gebäudeteilen. Sie gewährleisten bestimmte Abstände zwischen Gebäuden und Nachbargrenzen. Sowie aber ein Gebäude an eine Nachbargrenze gebaut werden muss (beispielsweise um eine Baulücke in schon vorhandener innerstädtischer Bebauung zu schließen), eine Erlaubnis für die Bebauung an der Grenze vorliegt und öffentlich-rechtlich ein Anbau vom Nachbargrundstück aus gesichert ist (beispielsweise bei einer Doppelhaushälfte bzw. einer Garage, welche an der Grenze liegt).

Befindet sich an der Nachbargrenze schon ein Gebäude, so kann auch trotz planungsrechtlicher Vorschriften ein Anbau verlangt oder erlaubt werden. Besagen hingegen die planungsrechtlichen Vorschriften, dass an die Nachbargrenze gebaut werden muss, es befindet sich aber auf dem Nachbargrundstück ein Gebäude mit Abstand zu dieser Grenze, kann erlaubt oder verlangt werden, dass eine Abstandsfläche eingehalten wird. Abstandsflächen definieren sich nur auf dem Grundstück selbst, dürfen aber auch je nur zur Mitte auf öffentlichen Verkehrsflächen, öffentlichen Grünflächen und öffentliche Wasserflächen liegen. Sie dürfen sich, mit Ausnahme von Außenwänden mit einem Winkel von mehr als 75° zueinander, nicht überdecken.

Die Tiefe der Abstandsfläche hängt von der Wandhöhe ab und wird rechtwinklig zur Wand gemessen, wobei als Wand folgende Gebäudeteile gelten:

• Dachaufbauten, welche die Außenwand verlängern und einen Rücksprung bis zu 0,50m hinter die Außenwand haben.
• Dachaufbauten, deren Gesamtbreite je Dachfläche zusammen über die Hälfte der Breite der darunter befindlichen Außenwand betragen.
• Dachteile und Dächer, deren Neigung mehr als 70° beträgt.

Dächer und Dachteile, deren Neigung mehr als 45° und bis 70° beträgt, werden bis zu einem Drittel zur Wandhöhe dazu gerechnet. Außerdem mit einem Drittel hinzugerechnet werden Dachaufbauten auf Dächern und Dachteilen, deren Neigung bis zu 45° beträgt, wenn deren Gesamtbreite je Dachfläche zusammen mehr als ein Fünftel der darunterliegenden Außenwand ergibt. Sie dürfen jedoch nicht mehr als die Hälfte der Breite der darunter liegenden Außenwand betragen.

Direkt an der Nachbargrenze ohne Abstandsfläche sind zulässig:

• Garagen einschließlich Abstellraum an der Nachbargrenze des Grundstücks
• Stellplätze an der Nachbargrenzen
• Stützmauern zur Sicherung des natürliche Geländes
• Einfriedungen und Abfalleinrichtungen mit einer Gesamthöhe von 1,50m über der unteren Geländeoberfläche
• Versorgungsgebäude für Energie, Wasser, Kälte.

Eine Zulassung geringerer Abstandsflächen kann erfolgen, wenn es erforderlich ist und der Brandschutz eingehalten wird. Auch in öffentlichem Interesse können geringere Abstandsflächen unter Umständen gefordert werden. Beispiele für geringere Abstandsflächen sind:

• Gebäude, welche innerhalb im Zusammenhang bebauter Ortsteile dem Straßenbild bzw. besonderen örtlichen Verhältnissen angepasst werden
• Gebäude, die den Schutz von Kulturdenkmälern und deren Umgebung nach dem Denkmalschutzgesetz gefährden.
• Gebäude, die den Schutz von Naturdenkmalen, Landschaftsbestandteilen und deren Umgebung nach den Landesnaturschutzgesetzen gefährden.